Technische Hilfeleistung für Jedermann…

VU-WerkzeugkisteZugegeben, der Titel ist etwas plakativ – aber in diesem kurzen Artikel geht es um Werkzeuge und Techniken für Feuerwehren ohne Hilfeleistungssatz, die aber dennoch bei Verkehrsunfällen sinnvolle Aufgaben im ersten Angriff durchführen können. Hierfür haben wir exemplarisch ein paar Werkzeuge und Geräte aufgeführt, die nicht viel kosten oder bereits vorhanden sind – auch auf einem TSF oder TSF-W…Zu Beginn stellen wir eine Werkzeugkiste vor, die speziell auf die Belange bei Verkehrsunfällen zugeschnitten ist. Im Fall der hier abgebildeten Kiste handelt es sich um die Ausrüstung auf einem Löschgruppenfahrzeug mit Hilfeleistungsatz. Unterteilt ist die Werkzeugkiste in zwei Bereiche: Handwerkzeuge und Führungshilfsmittel. Grob gesagt also ein Bereich für den Angriffstrupp und einer für den Gruppenführer (ggf. auch noch für den Inneren Retter).

Im oberen Fach finden die etwas größeren Werkzeuge Platz. Eine Glassäge mit passendem Ersatzsägeblatt, zwei Seilratschen (Rope-Ratchet), eine Bandschlinge und zwei Schaumstoffbälle in einem Beutel.
Rope RatchetDie Rope-Ratchets sind äußerst praktisch, wenn es darum geht schnell bewegliche Teile zu sichern. Hierzu hängt man beide Seilenden mit den Haken ein und zieht am losen Ende um die Ratsche zu spannen. Beispielsweise Türen lassen sich so gut sichern.

IMAG0764_Die Schaumstoffbälle werden verwendet um Türgriffe in der “Auf”-Stellung zu fixieren. Das funktioniert bei inneren und äußeren Türgriffen – einfach den Ball unter den gezogenen Griff stecken und der “Schnapper” bleibt offen. Man spart sich so unter Umständen einen Arbeitsschritt mit schwerem Gerät…

In der oberen der beiden Schubladen befinden sich kleine Handwerkzeuge zur Erstöffnung: Schraubendreher mit Torx-Bits, kleine Brechstange, Klammerheber, Ventildreher, Federkörner, Messer/Gurtschneider und eine Allzweckschere. Dazu noch allseits bekannte Werkzeuge wie Schraubendreher, Schraubenschlüssel sowie Kombi- und Rohrzange.
WerkzeugeTorx-Schrauben sind heute im Automobilbau sehr häufig zu finden, weshalb es nicht schaden kann passendes Werkzeug dabei zu haben, falls es nicht auf die Sekunde aber evtl. auf Schadensvermeidung ankommt.
Brechstange und Klammerheber werden verwendet um die Innenverkleidung zur Erkundung zu entfernen. Man sollte schließlich wissen, was sich darunter befindet, bevor man schneidet oder spreizt.
Der Federkörner kann zum einfachen Zerstören von Einscheiben-Sicherheitsglas (also Seitenscheiben und Heckscheibe) verwendet werden. Verbundsicherheitsglas, wie es in der Frontscheibe zum Einsatz kommt, kann nicht gekörnt werden, da eine Plastikfolie einlaminiert ist, die das Weiterreißen verhindert. Eine weitere denkbare Ergänzung wären unter Umständen noch handliche (LED-) Hand- bzw. Taschenlampen, die auch bequem Platz im Inneren des Fahrzeugs finden oder dem Gruppenführer bei der Erkundung gute Dienste leisten können.

In der unteren Schublade befinden sich Hilfsmittel für den Leiter der technischen Rettung: Stifte zur Markierung von z.B. Schnittkanten und Nicht-Schnittbereichen am Fahrzeug. Auch Glasarten und weitere relevante Erkundungsergebnisse können damit kurz notiert werden und sind somit auch für den Gerätetrupp erkennbar. Mit den zwei Farben gelb und rot kann man die gängigsten Fahrzeugfarben deutlich beschriften.
IMAG0771_Weiterhin findet der Gruppenführer dort einen Magneten um nicht-Eisenmetalle und Kunststoffe zu erkennen. Diese verhalten sich beim Einsatz von Rettungsgeräten nämlich etwas anders als konventionelle Werkstoffe und sollte daher erkannt werden.
Als weitere Hilfe befindet sich dort ein Maßband mit farbigen Markierungen, die sich an den Rettungszylindern wiederfinden. Damit kann ohne Try-and-Error Verfahren vor dem Einsatz der schweren Zylinder die passende Größe gewählt werden.
Nicht im Bild, aber dennoch erwähnenswert: eine gelbe und eine rote Plastikkarte. Hiermit kann dem Maschinisten quasi leise oder über größere Distanz angezeigt werden, welcher Schlauch am Hydraulikaggregat “eingeschaltet” werden soll. Bei neueren Aggregaten nicht mehr notwendig und bei anderen Herstellern müssen die Farben natürlich angepasst werden…

Schwämme, Keile, WinkelZu guter Letzt liegen noch zwei Haushaltsschwämme, zwei kleine Holzkeile und kleine Metallwinkel in diesem Fach. Alle diese Utensilien haben den selben Einsatzzweck, wie die bereits erwähnten Schaumstoffbälle.

Ein wichtiges Detail an der Werkzeugkiste sollte noch erwähnt werden: die Inhaltsliste. Hier ist außen und innen sofort erkennbar, welche Geräte enthalten sind und wo man sie finden kann. Langes Suchen entfällt somit.

Eine ähnliche Ausrüstung findet sich außerdem noch in einer Werkzeugtasche, die vom Einheitsführer am Körper getragen werden kann. Somit sind wichtige Werkzeuge sofort griffbereit. Ob dies so notwendig ist, soll jeder für sich entscheiden – es ist lediglich eine Ergänzung bzw. Option der Lagerung der hier vorgestellten Werkzeuge.
Werkzeugtasche

Habt ihr auch eine spezielle Werkzeugkiste für Unfallrettung oder andere hilfreiche Ideen oder Tricks für diesen Anwendungsbereich? Schreibt uns eine Mail oder kommentiert diesen Artikel…

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3 Gedanken zu “Technische Hilfeleistung für Jedermann…

  1. Sehr schöne Idee.

    Als Ergänzung wäre eventuell noch eine Rolle Klebeband für die Splittervermeidung beim Glasmanagement sehr hilfreich.

    Gruß Dave

    • Hallo Dave,

      sicher ist das eine gute Idee, aber man sollte sich vor Augen halten, dass Klebeband auf nassen oder verschmutzten Scheiben nicht hält. Meiner Meinung nach bietet es sich eher an, von innen etwas gegen die Scheibe zu halten (z.B. eine Fußmatte) und die Splitter nach außen zu drücken. Dann liegt auch nichts auf Sitzen etc., wo sich evtl. später jemand beim hinknien oder reinfassen verletzten könnte.

      Grüße
      Christian

  2. Staubschutzmaske und Schutzbrille.
    Der feine Glasstaub beim Schneiden ist gesundheitsschädlich und bei nassem Wetter beschlagen unsere Klappvisiere am Standarthelm schnell, da kann eine Schutzbrille als Alternative nicht verkehrt sein.

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